Stadtbaurat Thorsten Kubiak
Stadt Helmstedt
Markt 1, 38350 Helmstedt
www.stadt-helmstedt.de
Bürgergetragene Finanzierungsformen in der Stadtsanierung
Stadtentwicklungsfonds, Stiftungen und neue Trägermodelle
Die Erhaltung der historischen Altstadt ist eines der wichtigsten Anliegen der Stadt Helmstedt. Das von Fachwerkgebäuden und einer Vielzahl von hochrangigen Baudenkmalen geprägt Stadtbild ist ein belangvolles Aushängeschild, welches von den Bürgern und Besuchern geschätzt wird.
Allerdings ist die Altstadt von Helmstedt derzeit durch überdurchschnittlich hohe Instandsetzungs- und Ausstattungsdefizite in Zusammenhang mit einer schlechten Wohnumfeldqualität in einigen Blockinnenbereichen gekennzeichnet. Die Probleme sind im Grunde typisch für historische Ortskerne. Konsequenterweise hat das Thema Altstadt-sanierung in Helmstedt seit Jahrzehnten einen hohen Stellenwert.
Ohne entsprechende gezielte Förderungen wird es in Zukunft wohl kaum möglich sein, die historische Altbausubstanz in Gänze zu erhalten. Der Rat der Stadt Helmstedt hat daher vor einigen Jahren - beim Verkauf der damaligen Stadtwerke - einen Teil des Erlöses in eine Stiftung zur Förderung Helmstedter Baudenkmale angelegt. Zusammen mit Stadtsanierungs-fördermitteln besteht im Grunde eine ordentliche Förderkulisse. Trotzdem zeigt sich, dass einerseits die öffentliche Förderung nicht ausreicht, andererseits die Bereitschaft, den selbst bei Förderung nicht unerheblichen Eigenanteil zu den Investitionskosten gerade im Hinblick auf unsichere Mieteinnahmen bei Bevölkerungsrückgängen zu leisten, abnimmt. In Helmstedt finden sich keine Investoren, die bereit sind, Vermögen in die Altbausanierung zu stecken, weil andere Anlagenformen höhere Renditen, vielleicht auch geringere Risiken, versprechen.
Hoffnung macht die Entwicklung des Baudenkmales Kybitzstraße 23, das im Jahre 1576 - dem Gründungsjahr der Helmstedter Universität - erbaut wurde und sogar spätmittel-alterliche Vorgängerstrukturen aus dem 15. Jahrhundert aufweist. Das zu den „Helmstedter Sorgenkindern" gehörende Gebäude stand über ein Jahrzehnt leer und sah dementsprechend verwahrlost aus. Der Initiative eines Helmstedter Bürgers ist es zu verdanken, dass die Bauherrengesellschaft Kybitzstraße GmbH & CO. KG gegründet wurde. Sie hat das Grundstück erworben und nimmt die Sanierung des Gebäudes in Angriff. Der Modernisierungsumfang zur Nutzbarmachung dieses Gebäudes beträgt immerhin mehr als 800.000 €, wobei ein Teil der Kosten mit Mitteln der Stadtsanierung beglichen wird, um überhaupt eine Rentierlichkeit zu gewährleisten.
Dahinter steckt die Idee, das Risiko einer umfangreichen Investition auf mehrere Schultern zu verteilen. Durch die Gesellschaftsform haften die Kommanditisten nur mit der Höhe ihrer Einlage. Kommanditisten sind Helmstedter Bürger, die bereit sind, einen aktiven Beitrag zur Erhaltung ihrer historischen Altstadt zu leisten. Aber auch die beteiligten Handwerker und der Architekt werden als Teil ihrer Entlohnung Kommanditanteile übernehmen.
Die Kommanditeinlagen betragen mindestens 5.000 €. Diese Summe hat sich als praktikabel erwiesen. Einige Bürger haben sogar mehrere Anteile übernommen. Die Kommanditisten profitieren von den Mieterträgen. Zumindest schon für fünf Jahre konnte für das Gebäude ein Mieter gewonnen werden. Dies war sicherlich hilfreich, Bürger zu einer Teilnahme an dem Projekt zu bewegen.
Zwischenzeitlich ist die Sanierung des Gebäudes schon weit fortgeschritten. Bei einem erfolgreichen Abschluss soll dieses bürgerorientierte Modell auf weitere modernisierungsbedürftige Baudenkmale in Helmstedt übertragen werden. Konkrete Überlegungen gibt es in einem benachbarten Baublock und in der alten Handwerkersiedlung Ostendorf des Klosters St. Ludgerus.