Die Kreisstadt Eschwege im Werra-Meißner-Kreis, mit knapp 20.000 Einwohnern, konnte durch ihre gezielten Anstrengungen zur Stadtentwicklung die Einwohnerzahl stabilisieren. Im Rahmen der Fachwerktriennale 2015 werden die bisherigen Erfahrungen im Kreis der beteiligen Fachwerkstädte ausgewertet und gespiegelt. Dabei soll das Modell eines bisher nicht erprobten PPP Modells für den Bereich Wohnen unter Federführung einer Stadtentwicklungsgesellschaft, die als "Vermittler" und "Zwischennutzer" für unterschiedlichste Wohnformen bis hin zum Tourismus agiert, vorgelegt werden. Ziel wäre eine Verknüpfung dieser Initiative mit der einer Neuaufnahme in das Programm "Soziale Stadt" mit innovativer Arbeitsstruktur (Stärkung der Verfügungsfonds, lokale Federführung durch Stadtentwicklungsgesellschaft, Möglichkeit zum Zwischenerwerb von kleinteiligen Wohngebäuden...)
Von Diana Wetzestein*19. Juni 2015_Eschwege. Die historische Altstadt kann noch lebenswerter werden, noch schöner und noch besser genutzt werden. Denn hinter den einmaligen Fachwerkfassaden schlummern Gärten, Höfe und Grundstücke, die zu wunderbaren „Oasen“ umgestaltet werden könnten. Das wirke sich auf Lebensqualität der Menschen und auf das Mikroklima der Stadt aus und werte die Grundstücke auf, sagt Bürgermeister Alexander Heppe.
Mit der Broschüre „Eschwege den Hof machen“ hat der Magistrat der Kreisstadt, vertreten durch den Fachbereich 4, Planen und Bauen sowie das Ingenieurbüro Foundation 5+ aus Kassel, genau dafür einen Katalog von Beispielen herausgegeben, an dem sich die Eigentümer oder Mieter orientieren können. „Unser Ziel ist es, dass die Bürger erkennen, welche Potentiale sie in ihrer Wohnumgebung haben und sich vielleicht gemeinsam mit ihren Nachbarn über eine Neugestaltung unterhalten“, sagte Bürgermeister Heppe bei der Vorstellung der Broschüre im Rathaus.
Mit einer Auflage von 500 gedruckten Exemplaren, die im Rathaus erhältlich sind und der Möglichkeit, die Broschüre auf der Internetseite der Stadt herunterzuladen, hoffen Bürgermeister und Engelbert Thielemann, Fachbereichsleiter Planen und Bauen und für die Redaktion der Broschüre verantwortlich, dass viele Bürger auf das kostenlose Angebot zugreifen werden.
An drei konkreten Beispielen wird gezeigt, was den „Gartenhof“ ausmacht, den „Rückzugsort, Gärtnerrefugium und Quelle der Erholung“, wie es in der Broschüre zu lesen und im Am Brühl 6 zu erleben ist. Hinter dem imposanten Fachwerkhaus Am Obermarkt wurde ein typischer „Funktionshof“ geschaffen. Er hält PKW-Stellplätze vor, der Hof wirkt großzügig, die Kombination verschiedener Baumaterialien ist hervorragend gelungen. Blumenbeete und Aufenthaltsräume im Hof werden von Bewohnern, Besuchern und Mitarbeitern der Geschäfte genutzt, die sich im Haus befinden. Der „Stadthof“ wird Beispiel „Klages Areal“ am Neustädter Kirchplatz erläutert. Vielfältige Nutzungsmöglichkeiten, wie PKW-Stellflächen, eine Terrasse und im Zentrum des großen Hofes, der offen zugänglich ist, die historischen Pflastersteine, alter Baumbestand, Rasenflächen und Staudenbeete, all das wurde erhalten oder neu arrangiert. Alle drei Hofarten wurden zu kleinen Oasen mitten in der Altstadt.
Die Broschüre ist Teil des Eschweger Beitrages der Fachwerk Triennale 15, deren Auftaktveranstaltung eine Woche zuvor in Eschwege stattfand. Die Kreisstadt nimmt bereits zum dritten Mal an dieser Veranstaltung der Arbeitsgemeinschaft Deutsche Fachwerkstädte e. V. teil und konnte die Projektidee „Höfe halten Hof“ des Triennalepartners Wernigerode übernehmen. Dort wurde bereits 2009 aus der Idee am Ende ein Wettbewerb, bei dem die besten Ideen prämiert wurden. Aber nicht nur die Gewinner dieses Wettbewerbes haben gewonnen, die gesamte Stadt profitierte, als am Tag der offenen Höfe alle Innenhöfe von den Touristen geradezu gestürmt wurden. Hunderttausende kamen seit dem in die Stadt am Brocken, um sich Innenhöfe von 6 bis über 1000 Quadratmetern anzusehen. „Auch wir können uns vorstellen, in etwa zwei Jahren einen solchen Wettbewerb durchzuführen“, sagte Engelbert Thielemann.
Dass diese Anregungen durchaus in der Innenstadt greifen könnten, liegt sicher auch an den Fördermitteln, die Eschwege aus dem Stadtumbau-Programm „Bauen im Bestand“ anbieten kann. Um diese Fördermittel - Zuschüsse von 30 Prozent und höchstens 20.000 Euro pro Bauvorhaben - in Anspruch nehmen zu können, müsse unbedingt vor Baubeginn ein Antrag gestellt werden, so Bürgermeister Heppe, der sich viele Antragssteller wünscht. Unterstützt werden die „Hofgestalter“ dann vom Fachbereich 4, Planen und Bauen. Die Stadt sorgt für das Förderprogramm, die Bürger setzten ihre Ideen um und übernehmen einen großen Teil Stadtentwicklung, das ist der Plan. Möge dieser gelingen.
*Diana Wetzestein, FachwerkAgentur Wanfried.