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Marburg

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Investoren und Kommune - Der Schwanhof

Der denkmalgeschützte Schwanhof hat der Schwanallee, einer der Hauptverkehrsstraßen der Marburger Innenstadt, ihren Namen gegeben. Die stattliche Vierflügelanlage blickt auf eine 500-jährige Geschichte zurück, wurde jedoch zuletzt nur noch als Lagerschuppen einer Autoreparaturwerkstatt genutzt. Auf Initiative der Eigentümerfamilie Niderehe begann schon in den 1960er Jahren die Umnutzung des Areals. In vielen kleinen Schritten wurde aus dem Schwanhof ein herausragendes Beispiel dafür, wie ein großes denkmalgeschütztes Gebäudeensemble durch das Engagement der Eigentümer in Gänze genutzt und so erhalten werden kann. Die Universitätsstadt Marburg gewährte den Eigentümern in den vergangenen Jahren vielfältige fachliche, planerische und finanzielle Unterstützung. Heute wird durch die breit gefächerte Nutzung und Veranstaltungen ein großes Publikum angesprochen. Der Schwanhof hat so einen festen Platz im öffentlichen Bewusstsein bekommen.





Gelungenes Projekt dank guter Zusammenarbeit

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 Der Schwanhof - ein gutes Triennale-Projekt
Der Schwanhof - ein gutes Triennale-Projekt.

Von Diana Wetzestein*19. Februar 2016_Marburg. Die Schwanallee ist bekannt als eine viel befahrende Hauptverkehrsstraße der Innenstadt. Während vor den Mauern der Hausnummer 27 bis 31 das Leben hektisch seinen Lauf nimmt, bietet das Innere der historischen Vierflügelanlage jedem Menschen die Möglichkeit, eine Pause einzulegen. Im Schwanhof, einem Quartier mit Fachwerkgebäuden aus dem 16. und Steinbauten aus dem 19. Jahrhundert, sind Geburtshaus, Musikschule, Museum, Orgelmanufaktur, Osteopathie, Theater, Ladengeschäfte, Dienstleister, Studentinnen-Wohnheim oder ein Café untergebracht. In der Mitte von all den kleinteiligen Angeboten gibt es eine große Freifläche, die noch mehr Platz lässt, um zu entwickeln, was die Stadt an der Lahn belebt. Die gelungene Sanierung und Umnutzung des Schwanhofes war auch darum Thema des Marburger Beitrages der Fachwerk Triennale 15, wo Investoren und Kommune beispielhaft zusammen gearbeitet haben.

Im Rathaussaal begrüßte Bürgermeister Dr. Franz Kahle etwa 40 Gäste, darunter Prof. Manfred Gerner, Präsident der Arbeitsgemeinschaft Deutsche Fachwerkstädte e. V. (ADF) aus Fulda und Dr. Uwe Ferber, Projektbüro Stadt + Entwicklung aus Leipzig als Initiatoren der Fachwerk Triennale. Zudem waren die Eigentümer des Schwanhofes, Stadtplaner und Denkmalpfleger sowie Mitglieder weiterer Triennalestädte beim letzten Termin dieser Veranstaltungsreihe mit dabei. „Eine vierte, durch die Nationale Stadtentwicklungspolitik geförderte, Triennaleveranstaltung wird es in dieser Form nicht geben“, teilte Prof. Gerner mit. Im Endbericht würden die Unterstützung von Entwicklungen bürgerschaftlichen Engagements und die Zusammenarbeit kommunaler Gesellschaften in speziellen Kooperationsformen als Ergebnisse präsentiert. Folgefinanzierung könnten durch die  Förderprogramme „Kommunen Innovativ“, „Energetische Quartierssanierung der KfW“ oder ein „Kompetenzzentrum für Klimaschutz in Fachwerkstädten“ unterstützt werden, die dann unter dem Gütesiegel „Fachwerk Triennale 18“ schon bald in einigen Fachwerkstädten präsentiert werden könnten, so Prof. Gerner.     

Wie erfolgreich die Triennale-Teilnehmerstädte sind, zeigte das Beispiel Schwanhof. Reinhold Kulle, verantwortlich für Stadtplanung und Denkmalschutz in Marburg, wünschte sich für die Eigentümer sogar den hessischen Denkmalpreis, da „gerade die gute Zusammenarbeit zwischen Genehmigungsbehörden und den Eigentümern gut gelungen ist“, so der Stadtplaner. Er bezeichnete den Schwanhof als wichtigen Standort mit guter Verkehrsanbindung, der immer vollständig genutzt worden sei, schon allein das sei der Weitsichtigkeit der Eigentümer geschuldet gewesen. „Die Anlage sollte dennoch weiterentwickelt, eine Qualitätsverbesserung erreicht werden“, sagte er. Dass so etwas nicht nur einige Hürden aufwerfen, sondern auch Spaß machen könne, habe der Gestaltungs-Wettbewerb gezeigt, der durch innovative Studenten und hochkarätige Professoren zu einem hervorragenden Ergebnis geführt habe.

„Ich sehe das Ergebnis auch als Auszeichnung für uns als Eigentümer“, sagte Rolf Niderehe, der darauf hinwies, dass mit dem Denkmalschutz von Anfang an auf Augenhöhe diskutiert und Lösungen erarbeitet worden seien. „Brandschutz und Denkmalschutz mussten wir genauso beachten, wie die Belange unserer Familien-GmbH, schließlich müssen wir auch wirtschaftlich denken“, so Niderehe.

Die Geschichte des Schwanhofes begann für die Familie Niderehe im Jahr 1875, als der Hof erweitert und als Vierflügelanlage ausgebaut wurde, um Kautabak zu produzieren. Die Produktion wurde in den 1950er Jahren eingestellt, danach das gesamte Areal vermietet. „Die Erhaltung stellte sich als immer schwieriger heraus“, so Niderehe, darum dachte man weiter und mit der Ausschreibung für einen Wettbewerb auch größer. Dieser führte im Ergebnis zur neuen Erschließung der Anlage, weil der Plan des Gewinners tatsächlich so umgesetzt wurde. Bei einer gemeinsamen Besichtigung der Anlage erläuterte Klaus-Peter Mülln, Geschäftsführer der Stephan Niderehe & Sohn GmbH, die Geschichte der Tabakfabrik an Ort und Stelle. Dass diese Anlage vom Geburtshaus bis zur Orgelmanufaktur insgesamt 29 verschiedene Unternehmungen auf 8.000 Quadratmetern Gewerbefläche beherbergt, ist offenbar auch den günstigen Mietpreisen geschuldet. So lassen sich vor allem auch kreative Menschen dort nieder, die durch ihr Wirken und ihre Arbeiten die historische Umgebung noch wertvoller machen.




 

Ansprechpartner

Reinhold Kulle, Anja Kwiecinski, Florian Baumgarten
Magistrat der Universitätsstadt Marburg
Barfüßerstraße 11 • 35037 Marburg
TEL. 06421 201-275 • FAX 06421 201-636
www.marburg.deflorian.baumgarten@marburg-stadt.de