Grafik

Marburg

.

 



Investoren und Kommune - Der Schwanhof

Der denkmalgeschützte Schwanhof hat der Schwanallee, einer der Hauptverkehrsstraßen der Marburger Innenstadt, ihren Namen gegeben. Die stattliche Vierflügelanlage blickt auf eine 500-jährige Geschichte zurück, wurde jedoch zuletzt nur noch als Lagerschuppen einer Autoreparaturwerkstatt genutzt. Auf Initiative der Eigentümerfamilie Niderehe begann schon in den 1960er Jahren die Umnutzung des Areals. In vielen kleinen Schritten wurde aus dem Schwanhof ein herausragendes Beispiel dafür, wie ein großes denkmalgeschütztes Gebäudeensemble durch das Engagement der Eigentümer in Gänze genutzt und so erhalten werden kann. Die Universitätsstadt Marburg gewährte den Eigentümern in den vergangenen Jahren vielfältige fachliche, planerische und finanzielle Unterstützung. Heute wird durch die breit gefächerte Nutzung und Veranstaltungen ein großes Publikum angesprochen. Der Schwanhof hat so einen festen Platz im öffentlichen Bewusstsein bekommen.




Gute Bilanz und gute Aussichten

.
 Dr. Uwe Ferber stellt das Kompetenzzentrum für Klimaschutz in Fachwerkstädten vor
Dr. Uwe Ferber stellt das Kompetenzzentrum für Klimaschutz in Fachwerkstädten vor.

Von Diana Wetzestein*18. Februar 2015_Marburg. Die Fachwerkstadt mit ihrer bedeutenden Rolle als Universitätsstadt und Klinikstandort bot einen authentischen Rahmen für das Resümee der erfolgreichen Fachwerk Triennale 15. Denn dort wurde von einem privaten Investor mit der Sanierung des Schwanhofes eine historische Gesamtanlage wieder belebt und zum beliebten Anlaufpunkt für Bürger und Gäste jeden Alters entwickelt.

Zum dritten Mal in Folge wurde die Fachwerktriennale unter der Regie der Arbeitsgemeinschaft Deutsche Fachwerkstädte aus Fulda (ADF) in mehreren Bundesländern durchgeführt. „Impulse aus der Wirtschaft“ war dieses Mal das Motto für 16 Veranstaltungen in 17 Fachwerkstädten, die Länder Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen, Hessen und Baden-Württemberg, mehr als 500 Gäste nahmen teil. Auch durch sie wurden Netzwerke weitere aufgebaut, die sich positiv auf die Entwicklung der Fachwerkstädte auswirken werden. Denn Partnerschaften zwischen einzelnen Akteuren, Wirtschaftsunternehmen, Stadtwerke oder Energiegenossenschaften können eine Fachwerkstadt beleben.  

„Synergieeffekte wurden vor allem dort hervorgerufen, wo die Impulse aufgegriffen und innerhalb der Triennale zu konkreten Projekten weiterentwickelt worden sind“, sagte Prof. Manfred Gerner, Präsident der ADF. Wolfhagen sei hierfür ein gutes Beispiel. Die Stadt im Landkreis Kassel habe günstige Energiequellen durch eigene Energieversorgungsunternehmen, eine Bürgerenergiegenossenschaft und ein gutes Konzept für die energetische Quartiersentwicklung, die von den Mitarbeitern der Stadtverwaltung betreut werde. Derlei städtebauliche Gesamtlösungen seien erfolgreich, das habe sich im Laufe der Fachwerk Triennalen herauskristallisiert und sei Grundlage für weitere drei Projektanträge an das Bundesministerium für Bildung und Forschung gewesen.

Dr. Uwe Ferber, Projektbüro Stadt + Entwicklung aus Leipzig, der die Triennalen seit 2008 begleitet und die Beantragung und Dokumentation der Förderprojekte bearbeitet, rechnet damit, dass drei Projektskizzen zu konkreten Anträgen und dann zu geförderten Projekten werden. Darum war die Frage „Wie kann die Fachwerk-Gemeinschaft in einer Triennale 18 agieren?“, auch der Kern dieser Veranstaltung. Schließlich ist die energetische Sanierung als städtebauliche Gesamtlösung ein Gegenwartsthema, das für die Zukunft nachhaltig gestaltet werden muss, so Prof. Gerner. Im KfW-Programm „Energetische Quartierssanierung“ sehe er ein Instrument zur Entwicklung guter städtebaulicher Maßnahmen. Denn die Fachwerkstädte haben großes Potential den CO2-Ausstoß zu minimieren, das zeigte das Forschungsergebnis in Schiltach in Baden-Württemberg, wo 191 Gebäude in der Altstadt unter die Lupe genommen wurden. 98 Prozent der Gebäude wurden vor Inkrafttreten der zweiten Wärmeschutzverordnung gebaut und haben enormen energetischen Sanierungsbedarf. Mit Hilfe eines Energieeffizenztools konnte festgestellt werden, dass 50 Prozent des heutigen Wärmebedarfs im Untersuchungsgebiet durch eine Komplettsanierung eingespart werden könnten. 28 Prozent CO2-Einsparpotential gebe es demnach. Vor allem die Umstellung der Energieträger und Anlagentechnik sei entscheidend. Der Austausch von Heizöl-und Stromheizungen hin zu Erdgas-Brennwerttechnik habe zusätzliche 18 Prozent CO2-Einsparpotential zur Folge.

Gemeinsam mit dem Freilichtmuseum Hessenpark in Neu-Anspach sollen mit diesem Hintergrund neue Haustechnik und sinnvolle Dämmstoffe in den historischen Fachwerkhäusern Einzug in den Hessenpark halten. Mit der Idee trat das Fachwerk Triennale Team erst kürzlich an die Geschäftsleitung im Hessenpark heran. „In einem Leitbild von 2011 wurde bereits verabschiedet, dass wir Kompetenzzentrum für Fachwerksanierung und nachwachsende Baustoffe werden wollen“, sagte Elke Ungeheuer, Assistentin der Geschäftsführung des Freilichtmuseums und Projektleiterin, die eine Zusammenarbeit mit der ADF darum begrüßen würde. Die Idee eines zeitgenössischen Fachwerk-Musterhauses im Hessenpark sei möglich, so Ungeheuer. Der ersten Projektskizze und dem Lösungsansatz durch den Aufbau eines Kompetenzzentrums für Fachwerkstädte in Form eines dezentralen Netzwerkes, einem „Labor“ und vier Pilotquartieren, müsse jetzt das Sammeln der Personen folgen, die in einem solchen Kompetenzzentrum mitarbeiten können, so Dr. Ferber. Neben diesem Projektförderungsantrag bearbeitet er auch einen zweiten aus dem Bundesprogramm „Kommune Innovativ“, der den Aufbau eines Bürgerfonds möglich machen kann, um daraus Bürgergruppen mit 20.000 Euro bei der Entwicklung von Leerstandimmobilien zu unterstützen. Im Ergebnis steht die zukünftige Weiterentwicklung der Fachwerkstädte auch durch die Ergebnisse vergangener Fachwerk Triennalen auf einem soliden Fundament.  





 

Ansprechpartner

Reinhold Kulle, Anja Kwiecinski, Florian Baumgarten
Magistrat der Universitätsstadt Marburg
Barfüßerstraße 11 • 35037 Marburg
TEL. 06421 201-275 • FAX 06421 201-636
www.marburg.deflorian.baumgarten@marburg-stadt.de