Diana Wetzestein
15.07.2018_Hann. Münden/Steinrode. Das kleine Fachwerkgebäude überragt das ganze Dorf. An diesem Tag sind das Team von Libellula, die Initiatoren Hartmut Teichmann und Klaus Marquardt von ein.münden e.V. sowie die Zimmermeister Michael Franke und Jann Hoffmann, die Jugendlichen von „Fachwerk im Einsatz“ und etwa 100 Gäste dort. Über der Giebelspitze hängt der Richtkranz, auf dem Baugerüst stehen die Zimmermeister Michael Franke und Jann Hoffmann. Er spricht den Segen auf Haus und die Bauherren, wie es seit Jahrhunderten Brauch ist.
Christian Platner vom Verein Libellula bedankte sich bei allen Beteiligten und stellte heraus, dass „die Jugendlichen in dieser Woche zu einer Gruppe zusammengewachsen seien.“ Mit dem Baucamp war man gegen die Fußballweltmeisterschaft und viele andere Möglichkeiten, die Freizeit zu verbringen, erfolgreich angetreten. „Ihr könnt alle stolz sein auf das, was ihr erreicht und gelernt habt“, sagte Platner zu den 17 Jugendlichen aus Deutschland, Eritrea, Afghanistan und Syrien, die nach dem Richtfest noch eine weitere Woche mitarbeiten und das Haus weiterbauen werden.
„Das Handwerk zu erleben, das hat den Jugendlichen gefallen, sie haben im Team gearbeitet und es hat sich gezeigt, dass einige sehr gute Handwerker werden könnten“, so Hartmut Teichmann. Die Idee wurde gemeinsam mit Klaus Marquardt im Verein, ein.münden e.V. geboren. Sie kombinierten das geplante Sprachcamp 2018 durch den Bau eines Fachwerkhauses. Das Triennaleprojekt Integration und Qualifikation der ADF wurde hier erfolgreich angewendet.
Es wurde aber nicht nur im internationalen Team gearbeitet, sondern auch international gegessen. Die Teilnehmer kochten für ihre Gruppe landesübliche Speisen und lernten so auch etwas über die kulturellen Besonderheiten. Verständnis, Verständigung und Akzeptanz waren allgegenwärtig. Neben dem Vokalbular für Fachwerk und Werkzeuge wurde ganz nebenbei vermittelt, dass es einfacher ist, ein Haus im Team zu bauen. Auf solidem Fundament und mit tragfähiger Konstruktion, damit es den Menschen ein Dach über dem Kopf bieten kann. Integration und Qualifikation, an dieser Baustelle, bei diesem Projekt ist es hervorragend gelungen.
Umgeben von angespitzten Holzpalisaden wurde das Mittelalterdorf ab 2004 im Kaufunger Wald an einer Stelle aufgebaut, wo Holz, Lehm und Steine in der direkten Umgebung für den Haus- und Siedlungsbau zu finden sind. Jetzt gibt es neben der kleinen Kirche, der Taverne, Töpferei, Tischlerei, einem Vogthaus, einer Schmiede und der Garküche eben dieses Gebäude, das als Lagerhaus für Lebensmittel dringend benötigt wird. Denn die mittelalterlich wirkenden Bauten, die der Verein Libellula e. V. hier aufgebaut hat, werden als für „Erlebnispädagogik“ genutzt und erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Die Besucherzahlen steigen, Speisen und Getränken müssen ihren Platz haben und dabei nach Lebensmittelhygienevorschriften gelagert werden. In dem neuen Fachwerkhaus wird das bald möglich sein.